Salzkammergut-Trophy | Sa 09.07.16 | Bad Goisern| 05.00 Uhr

Skt 2016Fotos SportografFotosInfosErgebnisseErgebnisseMänner Tour A | 216 km / 7048 Hm699. Klassierte / 63 T.L. / 121 DNF1. Seewald Andreas (D) 9:48:122. Rubisoier Daniel (A) 10:26:163. Ludwiczek Martin (A) 10:34:220. (70.) Hofer Willi (URC-Ötztal) 14:18:56515 Parodi Emanuele (I) 16:36:49Frauen Tour A  | 216 km / 7048 Hm21. Klassierte / vier T.L. / vier DNF1. Sommer Sabine (A) 12:21:502. Walz Katja (D) 13:11:593. Cesnaková Milena (CZE) 13:39:4213. Van Ede  Ramona (NED) 16:07:53

Die Ewige Wand wird zweimal durchfahren | Foto: Sportograf.com

Nur einer fährt unter zehn Stunden, drei fahren unter elf Stunden und nur zwanzig unter 12 Stunden – die restlichen 680 Biker fahren über 12, 13, 14, 15 und 16 Stunden!? Der frenetische Applaus im Ziel der vielen Zuschauer ist so überwältigend wie die Strecke selbst. Um es gleich vorwegzunehmen, ich habe mich nicht verfahren und auch keine Panne gehabt – mittlerweile steht es 4:1 für mich. Nach fünf Teilnahmen kenne ich endlich alle Streckenabschnitte der 216 Kilometer langen Tour-A auswendig – werde aber vermutlich nur noch in Begleitung daran teilnehmen.

Der Veranstalter rechnet während dem Rennen mit deutlich weniger Komplikationen wenn alle Tour-A TeilnehmerInnen am Vortag ihr Bike bei einem Fachmann überprüfen lassen. Es werden Bremsen, Reifen, Steuersatz, Tretlager, Kette, Rahmen und die Federgabel gecheckt. Anschließend erhält man einen Prüfbericht und darf zur Akkreditierung die Startunterlagen abholen. Zusätzlich werden noch ein paar Daten zum Beispiel Fully oder Hartail, Reifenhersteller, Bremssystem usw. usf. für Statistiken gesammelt.

Das traumhafte Wetter am Vortag lässt viele nicht glauben, dass es am Renntag bis Mittag regnen soll. Leider hat der Wetterbericht recht, es ziehen in den ersten sieben Stunden immer wieder starke aber kurze Regenschauer über uns hinweg. Am Start um 5.00 Uhr regnet es zum Glück nicht und die Auffahrt zum Raschberg ist von oben trocken. Alle Streckenabschnitte im Wald sind aufgrund der Regenfälle die in der Nacht um 12.00 Uhr begonnen haben extrem nass und rutschig. An manchen Stellen versinken die Laufräder im Schlamm bis zu zehn Zentimeter – wer bei diesen Abschnitten nicht rechtzeitig sein Gewicht nach hinten verlagert fliegt über den Lenker.

Angst und Freude vor dem Rennen sind gleichermaßen verteilt und sorgen in meiner vom Verkehr stark lärmbelasten Unterkunft für eine unruhige Nacht, die bereits um 3.45 Uhr endet, ohne, dass mich mein Wecker daran erinnern muss, weil ich bereits wach bin. Wie immer ist alles minutiös geplant – vom Zähneputzen über das Anziehen, Kaffee trinken und Hotelzimmer zusperren wird vor dem Schlafengehen alles der Reihenfolge nach von links nach rechts aufgelegt um nichts zu vergessen und keine Zeit zu verlieren. Beim Start um 5.00 Uhr brennen noch immer die Straßenlaternen und ein paar Teilnehmer fahren mit Beleuchtung los. Bei den ersten beiden Abfahrten im Wald wünscht man sich mehr Licht und bessere Sichtverhältnisse. Das regelmäßige reinigen der Brille bleibt in den ersten sieben Stunden niemanden erspart und wird meistens bei den Labestationen erledigt – viele fahren deshalb irgendwann ohne Brille weiter.

Bis Kilometer 95 passiere ich alle Labestationen im Schnelldurchgang aber zur Mittagsstunde – ungefähr fünf Kilometer vor der Hütteneckalm – wird ausgeklickt, weil es dort nach Schmalzbrot und Lebkuchen riecht. Während dem Essen spricht man nicht, gilt bei Radrennen aber nur während dem Treten weil sonst die Pulsuhr Alarm schlägt. Deshalb werden jetzt mit den Teilnehmern und den HelferInnen Zielankunftsstrategien ausgetauscht. Möglichst unbeschadet bis zur zweiten Durchfahrt in Bad Goisern kommen ist mein Tipp, denn dort gibt es dann kein Zurück mehr. Die Frage zu diesem Zeitpunkt „Ist der Goldi schon vorbei“ darf natürlich auch nicht fehlen. Ja, ja haben sie gesagt aber erst vor kurzem. Sieben Stunden sind bisher vergangen und noch ist niemand im Ziel angekommen. Als eine schnelle Frau die Lebkuchenschmalzbrotlabestation erreicht rufe ich in die mampfende Horde „los weiter geht es bevor uns die schnellen Ladies überholen, noch können wir das Rennen gewinnen, wird zwar sehr schwierig werden aber den Goldi können wir uns noch holen“! Gesagt getan, bei der extrem steilen Auffahrt am Salzberg, dort wo die Asphaltstraße beginnt, kann ich Goldi einholen. Bei der letzten Labestation vor meinem Angstberg der Auffahrt zur Rossalm, entwischt mir Goldi wieder, während ich beim Nachfetten meiner sensiblen Haut im Schritt beschäftigt bin. Beim zermürbenden Auf und Ab von der Rossalm bis zur Abfahrt Gosausee wird mir kalt aus Erschöpfung und nicht aufgrund der Lufttemperatur. Leider lässt mich die Labestation kurz vor der Abfahrt zum Gosausee nicht mehr los und hätte es dort einen Liegestuhl gegeben wäre ich dort eingeschlafen. Schade – auf den letzten beiden Stopps habe ich eine 13er-Zeit liegen gelassen und Goldi im Ziel um drei Minuten verpasst.

«Goldi» mit drei Minuten Heimvorteil

Auf der Abfahrt zum Gosausee kann ich mich wieder erholen, mir ist nicht mehr kalt und mit Stadlobers Zweiter Luft ist die letzte Bergfahrt in Gosau eine der einfachsten an diesem langen Tag. Den lachenden Smile der die letzten fünf Kilometer ankündigt kenne ich bereits und dieses Mal blicke ich weniger ernst zu ihm zurück, weil ich bereits weiß, dass die Strecke 216 km und nicht 211 km misst. 184 von 699 Männer kamen auf der A-Strecke nicht ins Ziel (26 %). Bei den Frauen ist der prozentuelle Ausfall aufgrund der niedrigen Beteiligung größer – acht von 21 Frauen müssen die «Weiße Fahne» frühzeitig hissen (38 %).

Salzkammergut-Trophy | Sa 11.07.15 | Bad Goisern| 05.00 Uhr

Skt 2015Fotos SportografFotosInfosErgebnisseErgebnisseMänner Tour A | 216 km / 7048 Hm417 Klassierte Männer / 333 DNF1. Seewald Andreas GER 09:50:472. Fojtík Ondřej CZE 10:12:123. Ludwiczek Martin AUT 10:18:01243. (88.) Hofer Willi AUT 14:34:37Frauen Tour A  | 216 km / 7048 Hm4 Klassierte Frauen / 10 DNF1. Cesnaková Milena CZE 12:49:332. Skrbková Jana CZE 13:08:433. Vlášková Lucie CZE 13:42:40

Kurz vor Hallstatt führt die Strecke A durch ein leerstehendes Haus | Foto: Sportograf.com

59,5 Kilo zeigt im Ziel die Waage – deshalb sei der Dame die Frage nach der Konfektionsgröße S oder XS auch verziehen die sie mir, einen Tour-A-Finisher der sich nach 14:30 Stunden bereits eine Stunde geduscht im Ziel befindet und sich wie ein Triple L fühlt, stellt. In ein paar Tagen bin ich wieder ein L vergewisserte ich ihr und weil sie der Meinung war die T-Shirts sind sehr groß geschnitten einigten wir uns auf M.

Am 11. Juli starten 4448 MountainbikerInnen zeitversetzt auf insgesamt sieben verschiedenen Streckenlängen die der Veranstalter alphanummerisch und farblich auf den Startnummern abbildet. Der Startschuss für die 736 Teilnehmer und 14 Teilnehmerinnen der Strecke A ,die 216 km und 7050 Hm misst, fällt in der Dämmerung um 5.00 Uhr morgens. Wer nicht in unmittelbarer Umgebung vom Startbereich in Bad Goisern wohnt misst am Tag vorher exakt die Anfahrtszeit mit dem Auto und sucht sich einen idealen Abstellplatz.

Der Blick auf das Armaturenbrett zeigt um 04.47 Uhr elf Grad – jetzt nur noch schnell den Luftdruck der Reifen kontrollieren und zum Start rollen. Es gibt nur einen einzigen Startblock für alle TeilnehmerInnen – wer sich nur zehn Minuten vor dem Start einreiht steht im letzten Viertel ist aber ausgeschlafener als jene die weiter vorne stehen. Die Kulisse am Start um 05.00 Uhr in der Früh ist beeindruckend, viele von den 750 TeilnehmerInnen haben ihre BegleiterInnen mitgebracht die ihnen am Start mit viel Applaus alles Gute wünschen.

Die Hektik beim Start ist gering, der Distanz entsprechend angepasst. Viele sind der Meinung zu wissen was ihnen bevorsteht das ist aber ein Trugschluss wenn man sich die jährliche Ausfallquote von über 35 Prozent auf der Strecke A anschaut. Sie sind leidensfähig, kennen die Eckdaten 216 km und 7048 Hm, die Zeitlimits bei den Kontrollstellen und die maximale Fahrzeit bei Tageslicht von 16:30 Stunden, bei der sie der Veranstalter noch in die Wertung nimmt. Die meisten unterschätzen die vielen fahrtechnisch anspruchsvollen langen Downhills auf den ersten 130 Kilometern und 4000 Hm – müssen zum Teil weite Strecken zu Fuß zurücklegen und verlieren dadurch viel Zeit und Kraft. Die letzte Abfahrt über die Jochwand nach Weißenbach – kurz bevor man wieder den Startzielbereich von Bad Goisern passiert – ist die schwerste. Wer auf solchen Abfahrten keinen Spaß findet hisst mit großer Wahrscheinlichkeit bei der zweiten Durchfahrt in Bad Goisern die weiße Fahne – dass zu diesem Zeitpunkt immer noch 80 Kilometer, 3000 Hm und der extrem steile Salzberg bevorstehen spielt sicherlich auch eine entscheidende Rolle bei der schweren Entscheidung weiterfahren oder aufgeben. Viele sind der Meinung es geht in dieser Tonart weiter, aber auf den letzten 80 Kilometern ist die Tour A gnädig und es folgen keine schweren Downhills mehr.

Auf den ersten 130 Kilometern sind die fahrtechnischen Qualitäten der BikerInnen für das Erreichen des Ziels am Ende nach 216 Kilometer entscheidender, als die rein konditionelle Fitness.

Während dem Rennen kann man das auch gut beobachten dass Biker die bergauf deutlich stärker sind aber fahrtechnisch schwächer, nach einer längeren Abfahrt bei der darauf folgenden längeren Auffahrt nicht mehr aufschließen können bzw. zunehmend weiter zurückfallen.

Mein erster Marathon mit Schlauchlosreifen zwingt mich nach 30 Kilometer fast zum Aufgeben. Die Milch im Mantel kann den seitlichen Schlitz den ich mir nach der ersten längeren Abfahrt eingefahren habe nicht abdichten. Ein Anwohner eilt mir zu Hilfe und besorgt mir eine Standpumpe. Ein B-Strecken Teilnehmer auf dem Weg zum Start mobilisiert per Handy seinen Freund der mir einen Kleber und zwei Flicken bringt. Bei der Reparatur verlier ich eine gute halbe Stunde, 300 Plätze und die Hoffnung auf eine persönliche Bestzeit – das Erreichen des Ziels innerhalb des Zeitlimits ist noch kein Problem. Nach der zweiten Abfahrt, bei der darauffolgenden Auffahrt, die erste Panne geriet gerade in Vergessenheit erfolgt erneut massiver Druckverlust im Hinterreifen. Schnell einen ruhigen Ort suchen, das Hinterrad ausbauen und nach dem Luftaustritt lauschen. Den Reifen so ausrichten dass Milch im Mantel zur undichten Stelle fließt um das Loch abzudichten, Luft nachpumpen, Reifen einbauen und den Stillstand zum Blumen Gießen nützen. Die beiden Löcher im Reifen und der Stau bei der zweiten Abfahrt im Tunnel der Ewigen Wand kosten mich mindestens 45 Minuten. Mein Kopf fährt jetzt kein Rennen mehr, das Erreichen des Ziels mit Respektabstand zum Zeitlimit war mir aber dennoch wichtig. Mitleidig Blicke begegnen mir und einige wünschen mir viel Glück bei der Weiterfahrt nachdem ich sie zum dritten Mal überhole. Aber nach 50 km lief meine Zündkerze Scott Spark stabil und nach neun Stunden Fahrzeit kam zum richtigen Zeitpunkt die von Alois Stadlober beschriebene Zweite Luft. Am steilen Salzberg bei Kilometer 155 kann ich damit mehr als 20 Plätze hereinfahren. Interessant zu beobachten ist dass nur noch jene Biker die mit 26 Zoll-Bikes und Dreifachkurbel unterwegs sind diesen steilen Berg noch fahren – der Rest schiebt oder sucht sich einen freien Sitzplatz auf einer der vielen Rastbänke bei der steilen Auffahrt am Salzberg. Schwer gezeichnet und gleichzeitig schwer beeindruckt, von der Aussicht auf die schöne Ortschaft Hallstatt, den Hallstätter See und das Dachstein Massiv, spielen sie vermutlich mit dem Gedanken aufzugeben und am westlichen Ufer des Sees zurück ins Ziel zu rollen. Noch steiler wird nach den Serpentinen am Salzberg die asphaltierte Straße. Wer beim Aufstieg an der steilsten Stelle ausrutscht verliert den Halt, rutscht talwärts und verliert im schlimmsten Fall sein Bike. Die Frage bei der Auffahrt zur Niedere Scheibe, ob eine Zeit unter 14 Stunden noch möglich ist, bleibt unbeantwortet. Der derzeitige körperliche Zustand lässt keine weiteren Anstrengungen mehr zu. Selbst einfache Fragen wie diese, erinnern an das Training das Astronauten absolvieren, die nach Extrembelastungen Rechenaufgaben zu lösen haben – vielleicht sagen deshalb die Moderatoren bei den letzten drei Labestationen die Namen aller Teilnehmer durch und kontrollieren so, ob sich die Biker noch angesprochen fühlen. Nach dem Gosausee wären keine Ortskenntnisse von Vorteil, damit die vielen bergauf führenden Umwege ins Ziel nicht abschrecken. Mein Tacho zeigt beim lachenden Smile, der die letzten fünf Kilometer bis ins Ziel anzeigt,  bereits die volle Distanz von 211 Kilometer und entlockt mir deshalb kein Lächeln. Die Einfahrt im Ziel um 19:34 Uhr unter tosendem Applaus der vielen Zuschauer ist wie immer sehr beeindruckend. Der letzte Teilnehmer der Bad Goisern in der offiziellen Wertung erreicht, fährt nach 16:30 Stunden in der zweiten Dämmerung des Tages um 21.30 Uhr durchs Ziel. Biker die nach 20.15 Uhr ins Ziel kommen kämpfen noch mit Regen und Sturmböen.

Salzkammergut-Trophy | Sa 14.07.12 | Bad Goisern| 05.00 Uhr

Skt 2012Fotos SportografFotosInfosErgebnisseErgebnisseMänner Tour A  | 216 km / 7048 Hm282 Klassierte Männer1. FOJTIK Ondrej [CZE] 10:37:002. BRENTJENS Bart [NED] 10:44:143.FRIEDRICH Max [GER] 10:46:54187. (59.) HOFER Willi [URC-Ötztal] 15:16:39Frauen Tour A  | 216 km / 7048 Hm5 Klassierte Frauen1. BINDER Natascha [GER] 14:06:182. TON Michela [ITA] 14:47:213. DINTER Anja [GER] 15:46:19

Im Echerntal  nach 160 km und 5000 Hm beginnt die die Auffahrt zur Rossalm | Foto: Sportograf.com

Der Röntgenfacharzt Dr. Bischoff diagnostiziert mir fünf Tage vor der Salzkammergut-Trophy einen Rippenbruch den ich mir beim Downhillfahren am Nordkette Single-Trail, eine Woche vor der Salzkammergut-Trophy, infolge einer Kollision mit einem Baum zugezogen habe und erst am Sonntag nach dem Engadiner Radmarathon Schmerzen bereitete. Die Meteorologen prophezeien für Samstag anhaltende teils heftige Regenschauer ab den Mittagstunden. Die Quoten der Buchmacher, das Ziel zu erreichen, sprachen deutlich gegen mich. Die Überraschung war deshalb groß – es steht mittlerweile nach insgesamt drei Begegnungen 1:2 für mich.

Stefan Gstrein vom URC-Ötztal ist auf der Strecke C gemeldet und sein konzentriertes Antreten ist getrübt vom Diebstahl seines Rades in der Nacht vor dem Rennen und vom Bruch seines Sattels zehn Kilometer nach dem Start. In der vom Wirten zugesperrten Garage werden zwölf Räder gestohlen. Zum Glück werden die Diebe gefasst und die Räder zurückgebracht. Nach viel Hektik mit der Polizei konnten alle Teilnehmer bis auf einen Strecke A Teilnehmer noch rechtzeitig starten.

Auf der 211 Kilometer langen Tour A werden 7050 Hm bewältigt und für den Großteil der 454 Teilnehmer ist diese Strecke kein Rennen sondern wie der Name schon verrät eine Trophy. Verantwortlich für die hohe Ausfallquote sind außer der extremen Distanz die vielen schwierigen Single Trail Abfahrten die ein hohes fahrtechnisches Können vor allem bei Nässe auf den ersten 127 Kilometern fordern und die Wetterverhältnisse die bei einem Rennen über zehn Stunden eine entscheidende Rolle spielen. 38 Prozent müssen unterwegs aufgeben, Gründe dafür gibt es viele wie zum Beispiel das nicht Erreichen der Time Limits. Bis zur Kilometermarke 127 kommen die Strecken A Fahrer zweimal bei Start und Ziel in Bad Goisern vorbei und können daher unkompliziert das Rennen beenden. Die freundliche Wegweiserin in Bad Goisern, die alle Strecke A Fahrer nach der zweiten Schleife bei Kilometer 127, mit den Worten «Du musst da fahren» nach Hallstatt schickt, löst in mir, nachdem ich seit neun Stunden im Sattel sitze und die letzten zwei Stunden davon im Regen, ein Schmunzeln aus, nicht nur deshalb weil ich der einzige der zehnköpfigen Gruppe bin der bei dieser Weggabelung dorthin soll wo aufgrund des schlechten Wetters nichts mehr zu sehen ist. Ich folge ihren Fingerzeig der in die Waschküche weist und verschwinde nach 50 Meter im Sprühwasser der Autos mit den Worten »müssen tu ich aber nicht«! Den Weg hinauf zum Salzberg schlage ich nur deshalb ein, weil es zum flach geradeaus Fahren am Westufer des Hallstätter Sees zurück nach Bad Goisern, zu kalt ist.

«Engel und Weterhexen»

Im Salzbergmuseum begegnete ich frierend und nass einem Engel – einer Touristin, in der ich beim verzweifelt Versuch, mit meinen steif gefrorenen Fingern, Geld in meinen Trikottaschen zu finden, so viel Mitleid erwecke, dass sie mir die von der Verkäuferin eilig gereichte Wetterhexe kauft. Die Touristen am Eingang helfen mir noch beim Zuknöpfen der Wetterhexe und wünschen mir viel Glück. Eine halbe Stunde später, es war unmöglich vorherzusehen, kommt die Sonne zum Vorschein und die Wetterhexe bekommt der nächste Streckenposten. Auf der Roßalm am Dach der Tour auf 1500 Meter Seehöhe, beginnt es erneut zu regnen. Mir war nach der Abfahrt zum Gosausee so kalt, dass ich die vorletzte Labestation, kurz vor der Auffahrt zur Schafalm, auslasse um so schnell wie möglich zur nächsten Bergfahrt Richtung Schafalm zu komm um mich dort wieder aufzuwärmen. Das Weiß der Zähne und der Augen blinzelt durch die Schlammkruste abgekämpfter und glücklicher Gesichter – diesen Anblick  kennen nur die Helfer der letzten Labestation in Gosau. Dein Name ertönt im Lautsprecher der letzten Labestation und gibt dir Kraft für die letzten 20 Kilometer bis ins Ziel. Die Träger der Schwarzen T-Shirts verbindet einiges und sie haben sich meistens viel zu erzählen.

Um meiner Überzeugung Ausdruck zu verleihen übertreibe ich gelegentlich ein bisschen. Willi Hofer

Salzkammergut-Trophy | Sa 16.07.11 | Bad Goisern| 05.00 Uhr

Skt 2011Fotos SportografFotosInfosErgebnisseErgebnisseMänner Tour A  | 216 km / 7048 Hm(360 Klassierte / 560 Teilnehmer)1. Krenn Wolfgang (A) 10:26:00 20,3 km/h2. Danowski Stefan (GER) 10:28:09 20,2 km/h3. Sibl Radoslav (CZE) 10:42:08 19,7 km/h153. (37.) Hofer Willi 13:49:29 15,3 km/hFrauen (6 Klassierte / 7 Teilnehmerinnen)1. Steinreiber Rosemarie (A) 14:28:40 14,6 km/h2. Schmidt Sylvi (GER) 15:06:41 km/h3. Pasqualini Nadia (ITA) 15:27:29 13,7 km/h

Im Echerntal  nach 160 km und 5000 Hm beginnt die die Auffahrt zur Rossalm | Foto: Sportograf.com

Die Tour-A bei der Salzkammergut-Trophy mit 211 km und 7045 Hm ist der weltweit größte eintägige MTB-Marathon. 16 Stunden, von 05:00 Uhr in der Früh bis 21:00 Uhr am Abend, haben die Teilnehmer für diese selektive Strecke Zeit. Bei der Tour-A sind 560 Teilnehmer um 05:00 Uhr Früh am Start.

Für 4.000 Teilnehmer stehen sechs verschiedene Distanzen zur Wahl (211km/7045Hm |  119 km/3914Hm | 72km/2355Hm | 54km/1539Hm | 37km/1055 Hm | 27km/723Hm) und 15.000 Zuschauer zählt die Veranstaltung an drei Tagen.

Abgesehen vom Regen am Vortag ist das Wetter am Renntag ideal – Sonnenschien From Dusk Till Dawn. In kurzer Radbekleidung vom Start bis ins Ziel und das Thermometer klettert nicht über 28 Grad Celsius. Die Vorbereitungen für den frühen Start sind minuziös geplant. Am Vorabend wird das Bike mit Startnummer und Transponder ausgestattet, das Frühstück vorbereitet, die Radbekleidung samt Energieriegel und Trinkflasche herausgelegt. Der Wecker steht auf 04:00 Uhr – verbleibende Zeit bis zur Tagwache sechs Stunden. Beim Frühstück  und bei der Anfahrt zum Start wird noch Licht benötigt und fünf Minuten vor dem Start brennt die Straßenbeleuchtung noch immer.

Auf der extrem selektiven Strecke ist bezüglich dem Untergrund, dem Gefälle bergauf wie bergab und der fahrtechnischen Schwierigkeit alles zu finden was man sich als Mountainbiker vorstellen kann. Deshalb ist das Bike-Setup abhängig von den individuellen Stärken des Bikers. Die meisten Teilnehmer fahren Hardtails, Race- und Marathonfullys deshalb fühlen sich die technischen Abschnitte schwerer an als sie eigentlich sind. Für ein Allmountain- oder Enduro-Bike ist die Tour-A zu lang. Auf- und Abfahrten auf Asphalt, Schotter, rumpeligen Karrenwegen und Single-Trails,  flach bis unfahrbar steil, sind zu bewältigen. Bis Mittag sind die Trails aufgrund des Regens am Vortag sehr rutschig. Nach sieben Stunden Fahrzeit trifft man mit den Einradfahrern und den Kurzdistanzfahreren zusammen die für Abwechslung sorgen. Der fahrtechnisch schwierigste Abschnitt ist den Tour-A Teilnehmern vorbehalten und führt entlang der Jochwand rechts vom Bärneckgraben nach Ramsau. Der Großteil der Teilnehmer müssen ihr Bike auf diesen Abschnitt schieben. Dieser schmale Single-Track führt auf wurzeligem Waldboden durch zahlreiche Spitzkehren sehr steil bergab und ist deshalb mit S2/G2 zu bewerten. Der einzige Abschnitt auf der gesamten Tour-A der das Absenken des Sattels erfordert. Nach der Jochwand-Passage gibt es keine fahrtechnischen Herausforderungen mehr. Für eine Verschnaufpause sorgt der flache Abschnitt, idealerweise abwechselnd im Windschatten einer kleinen Gruppe, von Ramsau über Bad Goisern nach Au und von dort dem linken Seeufer des Hallstätter Sees entlang über Obertraun nach Hallstatt. 340 Hm steil bergauf führt jetzt der gut präparierte schmale Serpentinenweg von Hallstatt zum Salzberg. Von dort führt der Weg großteils auf einer Asphaltstraße 160 Hm extrem steil bergauf. Die Tour-A Fahrer haben an dieser Stelle bereits über 150 Kilometer in den Beinen, deshalb bewältigen viele diesen Abschnitt schiebend. Das Schieben des Bikes auf Asphalt, mit den Stahl-Cleeds an den Schuhen, ist in dieser Steigung mit mehr als 30 Prozent eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Nach mindestens 15 Minuten Fußmarsch führt eine Forststraße 300 Hm bergab zur letzten Labestation, die sich am Beginn der Auffahrt zur Roßalm befindet. Die Roßalm befindet sich auf  1500 m Seehöhe und markiert das Dach der Tour-A. Bevor der Forstweg von der Roßalm permanent  bergab zum Gosausee führt sind noch zwei kurz Gegenanstiege zu bewältigen. Auf der Asphaltstraße bergab vom Gosausee, bis zur Abzweigung zum letzten Anstieg, wird der Maximalspeed erreicht. Abgesehen von ein paar kurzen Gegenanstiegen am Rückweg ins Ziel ist die Auffahrt zur Strafneralm der letzte größere Zacken im Höhendiagramm. 450 Hm auf bestens präpariertem Forstweg sind hier bergauf zurückzulegen. Auf der Abfahrt von der Strafneralm zur letzten Labestation in Gosau ist  man gedanklich schon im Ziel – jetzt bloß keine Panne mehr die rennentscheidend sein könnte. Nicht nur im Ziel, sondern auch bei den letzten zwei großen Labestationen werden vor allem die Tour A Fahrer namentlich angekündigt. Tosender Applaus begleitet die Finisher auf den letzten 300 Metern durch die kurvenreichen verwinkelten Gassen bis ins Ziel. Zielschluss ist um 21:15 Uhr und je später ein Teilnehmer ins Ziel kam desto heldenhafter wird er gefeiert.

Roberto Heras, Vuelta Gewinner und Teamfahrer von Lance Armstrong bei der Tour de France, musste genauso wie Pacemaker Gerhard Gulewicz, mehrfacher RAM-Teilnehmer ,unterwegs aufgeben. Von den 560 Teilnehmern kommen 360 ins Ziel, darunter befinden sich sechs Frauen.  Die Ausfallsquote, aus welchem Grund auch immer, beträgt dieses Jahr nur 36 Prozent. Die schnellste Frau benötigt für die Tour-A 14:29 Stunden und der schnellste Mann kommt nach 10:26 Stunden ins Ziel. Mit 13:49 Stunden und den 37ten Klassenrang überrasche ich mich selbst. Mein Marathon-Fully Scott Spark 35 konnte ich gewichtsmäßig auf 11 kg optimieren. Das Reifensetup an diesem Tag, vorne Schwalbe Rocket Ron 2.2 und hinten Schwalbe Racing Ralph 2.1 auf einem 1350 Gramm leichten Laufradsatz, würde ich im Nachhinein nicht ändern. Ratsam sind helle Brillengläser für die dunklen Abschnitte im Wald in den frühen Morgenstunden.

Salzkammergut-Trophy | Sa 16.07.11 | Bad Goisern| 05.00 Uhr

Skt 2010Fotos SportografFotosFotos vom VeranstalterInfosErgebnisseErgebnisseMänner Tour A  | 216 km / 7048 Hm(258 Klassierte)1. Dietrich Erwin (A) 1961 10:39:582. Trampusch Gerhard (A) 1978 10:45:013. Trunschka Tomáš (CZE) 10:50:10DNF Hofer W.Frauen (5 Klassierte)1. Ortyl Ewelina (POL) 1976 14:11:002. Makowski Gisela (D) 1961 14:33:443. Birkl Ursula (D) 14:45:214. Nagy Hedvig (HUN) 1976 15:29:085. Hager Lisi (A) 4. 15:50:26 +1:39:25

Beim Start der Strecke A um 05.00 Uhr morgens ist es noch dunkel | Foto: Sportograf.com

!!! DNF !!! - Salzkammergut Trophy Tour A. 50% kamen nicht ins Ziel trotz perfekter Rahmenbedingungen, ein großes Lob an den Veranstalter.

Die Temperaturen um 05:00 Uhr Morgens am Start der Tour A sind im Hinblick auf die bevorstehenden Mittagsstunden beängstigend hoch. Noch nie stand ich bei einem Rennen das so früh beginnt in kurzer Radbekleidung am Start und mir war ohne Bewegung schon zu warm. Im Morgengrauen fällt der Startschuss zur 211 Kilometer Runde auf der es 7050 Hm zu bewältigen gibt und man glaubt es kaum am Start stehen gleich viele Zuschauer wie Teilnehmer. Das surrende Geräusch der Tausend Stollenreifen, der Jubel der vielen Zuschauer und die Musik am Start durchbrechen die ohnehin schon spannende Twilightstimmung - jetzt sind alle 500 Teilnehmer top motiviert.

Bergauf führen meist Asphalt- und Forststraßen aber auch kurze fahrbare Single-Trails und Abschnitte die aufgrund der Steilheit bergauf zu gehen sind fehlen auch nicht. Bergab führen sehr oft grobe Karrenwege und Single-Trails die das Tempo und das Unfallrisiko stark reduzieren. Der Untergrund der Strecke macht eine Federgabel zwingend erforderlich oder noch besser wäre aufgrund der langen Distanz ein Marathon Fully. Mein Scott SUB 10 mit Starrgabel bringt mich 128 Kilometer weit, aber dann muss ich das Handtuch schmeißen. Ein wundgescheuertes Handgelenk vom Höhenmesser, offene Stellen am Gesäß und die unerbärmliche Hitze rücken das Ziel für mich in weite Ferne. Vielleicht war auch das Tempo zu hoch - eineinhalb Stunden dem vorletzten Zeitlimit voraus?! Außerdem sollte man sich vorher überlegen wie man nachhause kommt wenn man um 21 .00Uhr, nach 16 Stunden Fahrzeit, völlig erschöpft im Ziel ankommt?! Apropos, Bad Goisern und das Salzkammergut liegen in Oberösterreich.

Gerhard Gulewicz fährt als Pacemaker 16:33 Stunden und belegte damit den 258ten Platz. Unter 16 Stunden bleiben 226 Herrn und fünf Damen. Auch wenn mir das Erreichen des Ziels nicht gelingt,  nehme ich doch sehr viele positive Eindrücke mit nachhause und freue mich jetzt schon auf nächstes Jahr.

Ein tragischer Unfall überschattete das Rennen, als ein 38-jähriger Wiener beim Aufwärtsfahren auf einer Forststraße zu einem riskanten Überholmanöver ansetzte, stürzt er zu Tode. Der Rennleiter des Österreichischen Radsportverbandes (ÖRV) bestätigte, dass es zu keinem Zeitpunkt des Rennens einen Anlass gab, das Rennen aus Sicherheitsgründen abzubrechen. Die Organisatoren legen gemeinsam, mit Tausenden Besuchern und Teilnehmern, eine Schweigeminute für den verunglückten Biker ein.